Postkarte vom Etablissement Kissenkamp b. U.-Königsborn © Wolfgang Patzkowski
Anno 1899 - Historische Einkehrziele für Radfahrende
Historische Postkarten geben Einblick in die touristischen Ziele der damalig Radfahrenden
Zeitgleich mit dem Aufkommen des Fahrrades boomte ab etwa 1896 auch der Versand von Ansichtskarten, zunächst als Lithografien, später dann als kolorierte Fotografien. Auf einigen dieser Karten finden wir die damals bei Radfahrenden beliebten Einkehrmöglichkeiten in der Unnaer Umgebung. In Ermangelung heutiger Kurznachrichtendienste nutzen die Radler*innen die Grußkarten als stolzen Nachweis einer erlebnisreichen Ausfahrt. Die Restaurationen nutzen es als willkommene Werbung für ihr Etablissement.
Das Wegenetz war aus heutiger Sicht in einem schlechten Ausbauzustand. Glatte asphaltierte Wege gab es nicht. Befestigt wurden Wege durch Kopfsteinpflaster und Schutt. Die Reichsstraße 1 (heutige B1) führte von Aachen ins ostpreußische Königsberg und wurde ab 1817, dem Jahr der Zweiraderfindung, gebaut. Im Gegensatz zu den unbefestigten und oft schlammigen Feldwegen war diese „gut“ befahrbar. An der Reichsstraße lagen zu dieser Zeit zwischen Unna und Hemmerde sechs Gaststätten. Diese für heutige Zeit hohe Anzahl erklärt sich aus den geringen Geschwindigkeiten und den daraus resultierenden kurzen Reisedistanzen der Pferdefuhrwerke, Kutschen und Fußgänger, mit denen sich die Radfahrer die Straßen teilten.
Radfahrer mussten, wollten sie bei Langschede über die Ruhrbrücke fahren, ein Brückengeld von 10 Pfennig berappen. Nach einer Beschwerde wurde 1904 vom Bezirksausschuss in Arnsberg entschieden, dass sie wie auch für Kinderwagen und Handkarren nur 3 Pfennig für eine Brückenquerung zu zahlen haben.