Fahrradurlaub im Mittleren Emsland
Kurzurlaube mit dem Fahrrad werden immer beliebter. Unser Tourenscout Wilfried Prenger ist schonmal vorgefahren und empfiehlt das Emsland.
Viele Menschen im leicht fortgeschrittenen Alter – auch „Best Ager“ genannt – stellen ihre Urlaubsgewohnheiten um. Anstatt eines langen Urlaubs machen sie mehrere kürzere. Auch Urlaub an durch Brückentage verlängerten Wochenenden wird immer beliebter. Ich möchte Ihnen für diese Zwecke einen Fahrradurlaub im Mittleren Emsland nahe bringen, und zwar in Meppen. Ich verbringe dort einen solchen seit mehreren Jahren.
Ein Grund sind Hotelangebote zu fast unglaublichen Preisen, z. B. vier Übernachtungen mit Halbpension für knapp über 200 €, ein weiterer die Nähe zur „Heimat“, Anfahrt mit der Bahn im Nahverkehr mit einmal Umsteigen in Münster unter zwei Stunden, mit dem Auto in etwa gleiche Zeit. Noch ein Grund ist die hervorragende Infrastruktur fürs Radfahren.
Die „Tourist-Information-Meppen“ (TIM) – www.meppen-tourismus.de – bietet ein tolles Angebot an Aktivitäten, unter anderem neun ausgeschilderte und sehr lohnenswerte Radtouren, für die selbstredend GPS-Daten aus dem Internet geladen werden können.
Ich kenne natürlich alle und einige selbstgestrickte Touren dazu. Meine „Lieblinge“ möchte ich ihnen vorstellen. Die von mir gewählte Reihenfolge ist willkürlich und stellt keine Wertung dar, ich fahre sie alle gern. Die Länge der Touren liegt bei gut 65 Kilometern. Im Gegensatz zum Internet beschreibe ich die Strecken immer von/bis Meppen.
Ein nicht unwichtiges Kriterium für eine Tour stellt die Himmelsrichtung im Zusammenhang mit der Windrichtung dar. Richtung Osten bei Westwind ist nicht unbedingt ratsam, wenn man nach 30 Kilometer Rückenwind noch einmal 30 Kilometer bei Gegenwind fahren muss! Noch etwas zur Verpflegung: Die Strecken führen häufig durch dünnbesiedeltes Gebiet, in kleineren Orten gibt es in vielen Geschäften noch Mittagspausen. Es kann nie schaden, frühzeitig einzukaufen oder einzukehren. Für süße Schleckermäulchen: Es gibt in dem Gebiet sehr leckeren Kuchen; bei der Tour durch Holland empfehle ich die holländische „Appeltaart“. Jetzt endlich zu den Touren:
Moor-Tour (ca. 65 Kilometer)
Diese Tour vermittelt viele Facetten der Moorlandschaft, kein Wasser, aber auch kein fester Boden. Sie führt nach Zwartemeer in Holland (Appeltaart) durch die Moorlandschaft Bargerveen, das Erdölabbaugebiet bei Twist und zum Emsland-Moormuseum. Wir verlassen Meppen am linken Ufer des Dortmund-Ems-Kanals, biegen aber bald Richtung Westen ab. Mit einigen Schlenkern geht es Richtung Holland, dessen Grenze wir kurz vor Zwartemeer überqueren. Im Ort selbst biegen wir scharf Richtung Süden ab und durchfahren dann das beeindruckende Schutzgebiet Bargerveen – hier wurde der Torfabbau schon vor Jahrzehnten gestoppt - mit seinen schwarzen Moorseen. Auf dem Beobachtungsturm erfährt man viel über die artenreiche Fauna und Flora Vielleicht entdecken Sie ja ein „Tüpfelsumpfhuhn“, vor mir hat es sich immer versteckt! Am Ende des Schutzgebietes verlassen wir Holland und wenden uns Richtung Twist (Erdöl-Erdgas-Museum). Nun geht es durch ein Erdölfördergebiet mit vielen Ölpumpen und Feldbahnen, weiter wieder durchs Moor. Kurz vor der Unterquerung der A 31 liegt rechts das Emsland-Moormuseum. Es ist nicht nur wegen des Buchweizenpfannkuchens einen Besuch wert! Die Besichtigung erfordert einiges an Zeit (Fahrt mit der Moorfeldbahn, Maschinenausstellung, Außenanlagen, etc.). Über Groß-Heespe geht es durch die Emsauen zurück nach Meppen, wobei wir kurz vor dem Ort eine neue Fahrrad- und Fußgängerbrücke über die Ems nutzen können.
Wasser- und Technik-Tour (ca. 65 Kilometer)
Diese Tour führt südlich und östlich von Meppen häufig durch eine Landschaft, wie man sie vom Münsterland kennt. Nachdem wir Meppen Richtung Süden hinter uns gelassen haben, geht es zuerst durch ein Waldgebiet. Bis Geeste wechseln sich später Wald und Flächen mit Wald und Wiesen ab. Hinter Gesste erreichen wir mit einem sehr kurzen, aber knackigen Anstieg den gleichnamigen Speichersee. Er dient in erster Linie im Bedarfsfall der Wasserversorgung der Atom- und Gaskraftwerke Lingen, darüber hinaus der Naherholung und als Wassersportgebiet. Wir umrunden einen Teil des Sees – eine ganze Runde ist 5,8 Kilometer lang – verlassen die Deichkrone und überqueren dann den Dortmund-Ems-Kanal. Nun fahren wir Richtung Osten auf ruhiger, sehr angenehm zu fahrender Strecke. Zuerst Äcker, Wiesen und kleine Orte, später vermehrt auch Wald säumen den Weg. Kurz vor Haselünne überqueren wir den Fluss Hase und erreichen die Stadt durch ein Wildgehege entlang eines kleinen Seengebietes. Haselünne bietet viele Möglichkeiten für das leibliche Wohl, wer sich mit Spirituosen auskennt: Hier ist die Heimat von Berentzen und Roche. Nach einer hoffentlich gelungenen Pause nehmen wir die letzten Kilometer bis Meppen – teils entlang der Hase - unter die Räder.
Hügel-Tour (ca. 65 Kilometer)
Das das Emsland nicht nur platt ist wie ein Kuchenblech erleben wir auf dem Weg von der Ems in die reizvolle Hügellandschaft „Hümmling“. Das Barock-Anwesen Clemenswerth in Sögel ist – neben dem Weg – die Hauptattraktion der Tour. Wir verlassen Meppen in nordöstlicher Richtung und durchfahren auf ruhiger Strecke zunächst Moor, Wiesen- und Waldgebiet. Kurz vor Apeldorn passieren wir das Großsteingrab „Der Steinerne Schlüssel“, ein kurzer Stopp lohnt.sich. Weiter durch von Landwirtschaft geprägtes Gebiet erreichen wir schließlich Sögel. Durch eine lange Allee gelangen wir zum Jagdschloss Clemenwerth. Hier gibt es so viel zu sehen, dass eine längere Pause eingeplant werden sollte. Schließlich verlassen wir das Anwesen entlang des Fischteiches und wenden uns nach Süden. Auf dem Rückweg nach Meppen gibt es einiges zu sehen: Die Hüvener Mühle – sie kann sowohl mit Wasser- wie auch Wind betrieben werden – das Königsgrab von Gro0-Berßen, die imposanteste Megalithanlage an der Hünengräberstraße des Hümmling, die Alte Schule in Lohe und last but not least die gut 1.000 Jahre alte St. Vitus-Kirche in Bokeloh. Das alles wird uns auf einer wirklich reizvollen Strecke geboten, deren einziger Wermutstropfen die „Historische Straße“ zwischen Klein-Berßen und Lohe darstellt. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn so ist auch der Straßenbelag. Mit einer guten Karte kann man sie aber umfahren.
Glauben Sie mir, es lohnt sich wirklich! Allzeit gute Fahrt mit dem nötigen Druck in den Reifen wünscht
Wilfried Prenger