ADFC Tipp: Die Fahrradkirche St. Josef
Seit letztem Sommer existiert durch eine inhaltliche „Umwidmung“ im katholischen „Pastoralen Raum Unna-Fröndenberg-Holzwickede“ eine „Fahrradkirche“ in Fröndenberg- Westick, direkt am Ruhrtal-Radweg gelegen.
Schon länger lag dieses architektonisch sehr besondere Gotteshaus, in der keine klassischen Sonntags-Messen mehr stattfanden, brach. Man befürchtete eine mögliche Schließung. Anfang 2020 machte sich eine Gruppe aus Ehrenamtlichen und Gemeindemitarbeiter*innen in einem Brainstorming daran, innovative Nutzungsideen zu erörtern, um den Standort zu retten: das Konzept der Fahrradkirche wurde geboren.
Nach überörtlichen Sondierungen im zuständigen Erzbistum Paderborn und lokal im o. g. Pastoralen Raum wurden Gelder bereitgestellt und erste Umbauten am Gotteshaus begannen. Im Außenbereich entstanden wetterfeste Sitzgelegenheiten für eine Radel-pause, eine Elektroinstallation von Ladepunkten für E-Bikes, ein fest verankertes Reparaturmodul mit dem nötigen Werkzeug für kleine Pannen incl. Luftpumpe und auch robuste Abstellbügel, um die Räder anzuschließen. Denn die Radler*innen sollen und können die Kirche auch besuchen und sich für eine Pause mit einer Meditation oder einem persönlichen Gebet dort aufhalten. Es ist im wahrsten Sinn des Wortes eine „offene Kirche“: sie ist in der Regel von morgens 09:00 bis abends gegen 19:00 (im Winterhalbjahr bis Einbruch der Dunkelheit) durchgehend an allen Tagen geöffnet und lädt so zum Verweilen ein.
Im Kircheninneren wurde ein spezielles und qualitativ hochwertiges Licht- und Audio-system installiert, mit dem die Besucher*innen an einer Art Touchscreen spirituelle Texte und Lieder zu einer kleinen Andacht selbst auswählen können. Es gibt ein „analoges“ Gästebuch und eine Infowand, an der etliche Postkarten und anderes Infomaterial incl. einem QR-Code die interessierten Besucher*innen ansprechen. Darüber hinaus hat man auch an „menschliche Bedürfnisse“ der Radtouristen gedacht und „himmlisch-irdisch“ die Möglichkeit für einen WC-Besuch eröffnet. Wer schon häufiger auf Radtouren unterwegs war, weiß dies sicherlich sehr zu schätzen.
Wie auf den Fotos zu sehen ist, hat sich das Fahrradkirchen-Team auch im Design auf neue Wege begeben: außen legt sich ein waagerechtes „Regenbogenband“ um die Kirche herum und schon von weitem kündet ein senkrechtes großes Banner am Glockenturm von dem ungewöhnlichen Gotteshaus. Im Inneren fällt das große und eigenwillig geformte Dach ins Auge, das von dem Lichtsystem noch einmal besonders eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. So lässt sich gut innehalten und vielleicht dem „lieben Gott“ für eine schöne Radreise, für einen wunderbaren Ausflug danken, bevor es auf dem Ruhrtal-Radweg in die nahegelegene Innenstadt weitergeht, wo noch eine „weltliche“ Kaffeepause eingelegt werden kann.
Das Motto des so entstandenen „Gesamtkunstwerks“ ist: Fahrrad geladen, Flasche gefüllt und Seele erfrischt.
N51° 26.882' E7° 34.551'