Drahtesel des Jahres 2024
Souad Alomar & Martin Struck
Souad Alomar
2021 kam Souad Alomar 30jährig nach Unna. Sprachkurse motivierten sie bei WeltOffen ehrenamtlich anzupacken. Dort bekam sie den Tipp, bei den Radrettern ein Rad zu beantragen. Die merkten aber, dass sie gar nicht radeln konnte. In Syrien ist Radfahren für Frauen verboten. Die ADFC-Radfahrschule half ihr sicher in den Sattel.
Mit dem Rad erstrampelt sich Souad seit 2022 immer weitere Wege in der neuen Heimat, zur neuen Arbeit und zu neuen Freunden. Sie arbeitet jetzt ein Jahr auf dem Hof bei Katrin Westermann, wo sie für die solidarische Landwirtschaft Gemüse pflanzt, erntet, wäscht und verkauft. Bei Rücken- und Gegenwind bei Sonne und Regen fährt sie von Königsborn in Unnas nahen Osten.
Und ihre Begeisterung ist ansteckend. Ihr 9jähriger Sohn Salem radelt nicht nur begeistert, er schraubt seit einigen Wochen jetzt regelmäßig immer geschickter bei den Radrettern mit. Souad Alomar ist ein Leitbild für viele Migrantinnen, selbstständig ihren Weg in und um Unna zu finden. Und ermutigende Botschaften kommen auch aus Syrien. An immer mehr Orten steigen Frauen auf’s Rad und sind Teil der Umwelt- und Emanzipationsbewegung!
Martin Struck
Nach 45 Jahren Gärtnerarbeit läßt den Naturliebhaber „das Leiden der Natur nicht ruhen!“ „Ich versuche möglichst konsequent zu leben.“ Ist sein einfacher klarer Leitsatz. Da ist Radfahren selbstverständlich. Seit seiner Kommunion sitzt er fest im Sattel. Damals bekam er ein Torpedo-3-Gang als Hauptgeschenk. Jetzt stehen einige Drahtesel in seiner Garage vom Schweizer Armee-Fahrrad bis zum RICKERT-Renner, mit dem sein Sohn Johannes für den RSV trainierte. Ob Transporte in und aus „seinem Dorfgarten“, Einkäufe und Freizeittoürchen, Martin lebt hoch zu Stahlroß.
Aber neben dem Lastrad hat der Innovator auch ein sonderliches Lustrad nach Unna, bzw. Hemmerde, gebracht. 2022 sah er in München erstmals eine Fahrradrikscha. Dann konnte er bei einem Freund eine echte China-Rikscha abstauben, die allerdings etwas schwerfahrig lief. Zusammen mit seinem Heimatverein „Kirchspiel Hemmerde“ organisierte er Sponsoren und Spenden und seit dem 19. April 2023 rollt „Ricky“ die Rikscha nicht nur durch Hemmerde.
Und nicht nur Martin Struck tritt in die Pedale. Ronja Kossak strampelte seit Beginn kräftig mit. Nach einstündigem Training darf auch selbst angetreten werden. Ob bei Schützenfesten, Hochzeiten, Privatfeiern gegen Spende darf man auf Ricky steigen. Gut 1.000€ an Spenden wurden im ersten Rikscha-Jahr erstrampelt. Sie gehen an Hemmerdes Kindergärten, Grundschule und CVJM. Und das orginelle Rad rollt weiter. Martin strahlt sichtlich Freude aus, wenn er von seinen vielen Erlebnistouren und ihren Spendenergebnissen berichtet.
Man könnte zu Martin Strucks guten Taten noch viel erzählen, Dorfgarten, Friedhofswiederherstellungen nach der Ahrflut, Anpacken, wenn’s brennt. Unnas ADFC zeichnet aber vor allem sein lustvolles Lächeln aus. Gutes Tun tut ihm sichtbar gut. Radfahren ist für ihn nicht Pflicht, sondern er schafft lebensfrohe Kür-Radwege! Danke!