Anno 2024 - Das Königsborner Tor wird fahrradfreundlich
Namen und Nutzung des Königsborner Tores änderten sich im Wandel der Zeit mehrfach. Nun wurde die Verbindung von Unna-Mitte nach Königsborn fahrradfreundlich ausgebaut.
Die mittelalterliche befestigte Stadt Unna besaß fünf Stadttore. Das Tor, das die Stadt nach Norden öffnete, wurde als Viehtor bezeichnet. Durch dieses Tor trieben Unnaer Händler ihre Tiere in die Stadt und über die „Viehstraße“ zum Marktplatz.
Im Jahr 1855 nahm der Unnaer Bahnhof nach dem Bau der eingleisigen Bahnstrecke Soest-Unna-Dortmund der Bergischen Eisenbahn seinen Betrieb auf. Für die Viehstraße und das Viehtor etablierten sich nun die Namen „Bahnhofstraße“ und „Bahnhofstor“. Offiziell beschloss der Magistrat der Stadt Unna im Jahr 1868 die Bezeichnung „Bahnhofstraße“.
Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1900 sind der Bahnhof, der Wasserturm und eine viergleisige Bahnanlage mit Schlagbaum und Fußgängerunterführung zu erkennen. Eine weitere Postkarte aus dem Jahr 1899 zeigt diesen Übergang von der Bahnhofstraße aus, mit Blick auf die damalige Kaiserstraße, heute Friedrich-Ebert-Straße. Auch hier ist das Geländer der Fußwegeunterführung auf der westlichen Seite erkennbar.
Die Trennung von Königsborn und Unna bei geschlossenen Schranken muss mit zunehmendem Bahnverkehr immer problematischer geworden sein. Der Hellweger Anzeiger und Bote berichtete im Oktober 1902 von einer Anregung der städtischen Behörden zur Anlage einer Unterführung auch für den Wagenverkehr. Eine Verkehrszählung am Bahnhofstor, die vom 6. bis zum 19. Juli 1902 zwischen 7:00 Uhr und 19:00 Uhr durchgeführt wurde, ergab, dass 62.615 Personen, 11.406 Fuhrwerke und 1.370 Stück Vieh das Bahnhofstor passierten. Dabei wurden die Schranken 1.098 Mal heruntergelassen, und die Sperrungen dauerten insgesamt 510 Stunden.
Ein Jahr später bezeichnete dieselbe Zeitung die Zustände am Bahnhofstor als „unhaltbar“ und berichtete von einer zwanzigminütigen Sperrung sowie einem Beinahe-Unfall eines Schnellzuges mit einem schwer beladenen Fuhrwerk. Im Jahr 1904 griff die Zeitung das Thema Bahnhofstor erneut auf und merkte an, dass die oft erhobenen Beschwerden über die Hemmnisse durch das Schließen der Schranken „wirkungslos“ waren „wie Pfeile auf einen Panzer“. Es wurde von einem „Leichenbegängnis“ berichtet, bei dem der Leichenzug lange Zeit am Bahnübergang habe warten müssen, bevor er seinen Weg fortsetzen konnte. Als Lösung schlug die Zeitung die Verlegung der Weichen um 150 m nach Osten vor, um den störenden Rangierverkehr zu vermeiden.
Im Jahr 1905 stimmte die Unnaer Stadtverordnetenversammlung für den Bau einer neuen Unterführung westlich des Bahnhofstores. Für die Zuwegung mussten Teile des Klönne'schen Hauses in der Bahnhofstraße südlich der Post sowie das Wohnhaus des Herrn Bürgermeisters Koch von der Eisenbahn erworben und abgerissen werden. Die Unterführung führte von hier aus unter den Bahngleisen hindurch (heutige Kantstraße). Nördlich der Bahngleise wurde eine 14 m breite Straße durch die Staby'sche Besitzung (heutige Leibnizstraße) gebaut, die zur ehemaligen Kaiserstraße und zum Güterbahnhof führte. Zu diesem Zeitpunkt blieb die Finanzierung des Projekts offen. Die Zeitung berichtete von geschätzten Baukosten samt Grunderwerb von 1½ Millionen Mark. Außerdem wurde in dem Artikel befürchtet: „Die Ausführung der Unterführung wird eine gänzliche Veränderung der baulichen Verhältnisse in dem betreffenden Stadtteil herbeiführen, gleichzeitig aber auch eine nicht unbedeutende Entwertung der Grundstücke an der oberen Kaiserstraße und in der unteren Bahnhofstraße.“
1907 berichtete der Hellweger Anzeiger und Bote von Grundstückserwerbungen für die geplante Fuhrwerks-Unterführung. In verschiedenen Fällen musste ein Enteignungsverfahren eingeleitet werden, da mit den Interessenten keine Einigung erzielt werden konnte.
Ab dem Jahr 1909 endete die Unnaer Linie der elektrischen Straßenbahn Unna-Kamen-Werne vor dem Gebäude der Gastwirtschaft von Heinrich Ruck in der damaligen Kaiserstraße 1. Nach dem Bau der Unterführung wurde die Straßenbahnlinie im Jahr 1911 vorbei am damaligen Rathaus (heute Sparkasse) über die Bahnhof- und Hertinger Straße bis zum ehemaligen Amtsgericht geführt.
Durch den Bau der S-Bahn-Linie 4 von Unna nach Dortmund im Jahr 1984, wurde ein 120 m langer neuer Bahnsteig angelegt. Im Zuge dieser neuen Verkehrslinie wurde der ehemalige Fußgängertunnel verfüllt und durch einen nun auch für Radfahrer, Behinderte und Eltern mit Kinderwagen nutzbaren Tunnel ersetzt.
Im Jahr 2017 wurde die Hammer Straße in Höhe des Harger-Zentrums durch eine Verengung und einen Poller in zwei Sackgassen unterteilt. Das Ziel der Maßnahme war eine Erhöhung der Sicherheit für Fußgänger und Fahrradfahrer. Die Sperrung für den PKW-Verkehr ging auf einen Antrag der SPD zurück, der im September mehrheitlich beschlossen wurde. Allerdings führte dies nicht zur Zufriedenheit der Radfahrer, da häufige Wendemanöver und parkende Fahrzeuge am Nordausgang des Königsborner Tores zu beobachten waren. Der örtliche Radclub forderte im Jahr 2020 nach der Einrichtung einer Fahrradstraße auf der Platanenallee eine durchgängige Radverbindung von Unna-Mitte über die obere Friedrich-Ebert-Straße zum Königsborner Bahnhof.
Im Juni 2021 wurden Pläne zur Umgestaltung des Nordausgangs als mit Bäumen umstandenen Platzes gereift, um diesen Ort sicherer und schöner zu gestalten.
Am 28.3.2024 wurden Bauarbeiten am Königsborner Tor fertiggestellt. Fuß- und Radverkehr werden nun auf einer Mischfläche geführt, während der PKW-Verkehr weitgehend von dieser einladenden Fläche ferngehalten wird.