
Politik stellt zentrale Maßnahme des Masterplans Mobilität in Frage
Der vor einem Jahr mit breiter Beteiligung beschlossene Masterplan Mobilität für Unna scheint in der aktuellen politischen Umsetzung zunehmend ins Hintertreffen zu geraten. Der ADFC Unna zeigt sich enttäuscht!
Der vor einem Jahr mit breiter Beteiligung beschlossene Masterplan Mobilität für Unna scheint in der aktuellen politischen Umsetzung zunehmend ins Hintertreffen zu geraten. Der ADFC Unna zeigt sich enttäuscht darüber, dass zentrale Leitlinien, die unter Mitwirkung eines Fachbüros, der Verwaltung, Politik und engagierter Bürgerinnen und Bürger entwickelt wurden, offenbar keine ausreichende Mehrheit mehr im Rat finden. Jüngstes Beispiel: Die weiteren Planungen für eine Radspur auf dem Verkehrsring wurden im Ausschuss für Mobilität mehrheitlich gestoppt – trotz einer vorliegenden Machbarkeitsstudie, die ihre Realisierbarkeit bestätigt hatte.
„Die Vision einer fahrradfreundlichen Stadt scheint an Rückhalt verloren zu haben“, sagt Carsten Hellmann vom Sprecher*innen-Team des ADFC Unna. Dabei richtete sich der Masterplan nicht nur an Radfahrende. Vielmehr sollten auch für Fußgängerinnen und Fußgänger sichere, direkte und attraktive Wege geschaffen werden – mit dem Ziel, den öffentlichen Raum gerechter aufzuteilen und allen Verkehrsformen angemessenen Platz einzuräumen. Statt Fortschritt sieht der ADFC jedoch Rückschritte: Das nächtliche Radeln in der Fußgängerzone wurde untersagt, die zentrale Radachse zwischen Massen und Königsborn nur teilweise realisiert und an der Palaiseaustraße schlägt die Verwaltung einen zusammenhanglosen Mix aus Radwegen und keinen Radwegen vor. Das bereits 2016 beschlossene Zielnetz 2025 wurde bislang nur in Fragmenten umgesetzt.
Dabei bietet gerade der Radverkehr große Chancen für eine funktionierende und gerechtere Mobilität in Unna. Wer auf das Auto angewiesen ist, profitiert von weniger Stau und mehr Platz, wenn andere auf das Rad umsteigen können. Umgekehrt brauchen all jene, die bereit sind, ihr Mobilitätsverhalten zu verändern, attraktive und sichere Angebote. Eine konsequente Förderung des Umweltverbunds aus Fuß-, Rad- und öffentlichem Verkehr ist somit kein Gegeneinander, sondern ein Gewinn für alle – für Lebensqualität, Klimaschutz und Verkehrssicherheit gleichermaßen.
„Wir hatten gehofft, dass mit dem einstimmigen Beschluss des Masterplans auch der Wille zur Umsetzung verbunden ist“, so der ADFC weiter. „Aktuell sehen wir jedoch zu viele Rückschritte bei den zentralen Maßnahmen.“ Ob und wie der ADFC sich künftig in die Fachausschüsse einbringt, will der Verband gemeinsam mit seinen Mitgliedern beraten. Auch das Siegel „fahrradfreundliche Stadt“ und damit der Zugang zu wichtigen Landesfördermitteln steht nach Ansicht des ADFC zunehmend auf dem Spiel. Für den kommenden Kommunalwahlkampf kündigt der Verband an, von allen Fraktionen klare und überprüfbare Aussagen zur Zukunft des Masterplans Mobilität und zur Förderung des Fuß- und Radverkehrs einzufordern.