Eine Runde um Dortmund - die Bierstadt im Ruhrgebiet

Ein Tourenvorschlag von unseren Tourenleitern Udo Breda und Werner Wülfing

• Start: Freistuhl Dortmund gegenüber dem HBF

• Länge: 36 km

• Topographie: flach

Über 750 Jahre reicht die Biertradition in Dortmund zurück. 1266 wird in einer Urkunde der Hansestadt erstmals Grutbier erwähnt. Dieses mittelalterliche Bier wurde mit Hafer gebraut. Seine Würze erhielt es nicht durch Hopfen, sondern durch Gagel (volkstümlich Bäckerbusch oder Grut) oder Sumpfporst – zwei auch in Norddeutschland heimische Strauchpflanzen. Zusätzlich konnten auch Myrte, Rosmarin, Wacholder, Lorbeer, Kümmel und Anis zugesetzt werden. Mit heutigem Bier hat diese Mischung zwar weder geschmacklich noch optisch viel gemeinsam, dennoch ist das dickflüssige und trübe Gebräu ein Erfolg – vielleicht aufgrund der halluzinogenen Wirkung ihrer Zutaten.

Im Jahr 1293 erhielten die Dortmunder vom König Adolf von Nassau das Recht verliehen, Bier zu brauen. Nicht uneigennützig, denn für dieses Braumonopol mussten sie dem Landesherrn Steuern zahlen. Der Bierumsatz belief sich in der Zeit um 1390 auf immerhin jährlich bis zu 2400 Tonnen Grutbier.

Ab dem Jahr 1477 wurden die heute exotischen Würzmischungen durch den Einsatz von Hopfen ersetzt. Das Bier wurde nicht nur bekömmlicher und schmackhafter, sondern auch haltbarer. Die Dortmunder Brauer konnten das Dortmunder Bier über die Handelswege der Hanse weitläufig exportieren. Ab dem Jahr 1516 musste das Bier nach dem Deutschen Reinheitsgebot gebraut werden. Das bedeutet, das Bier durfte nur aus Wasser, Hopfen und Malz zubereitet werden durfte.

Mit der Erfindung der Kühlmaschine durch Carl von Linde war es ab dem Jahr 1873 möglich, bei einer Brautemperatur zwischen 4 und 9 Grad und der Verwendung einer sogenannten Unterhefe ganzjährig ein untergäriges Bier herzustellen. Da diese Bierhefe nach der Gärung auf den Boden des Gärgefäßes absinkt, ist ein untergäriges Bier klarer. Auch wird die Haltbarkeit des Bieres erhöht, da weniger Infektionen mit Bakterien oder Pilzen entstehen.

Zwischenzeitlich war die Stadt sogar Europas Biermetropole Nummer 1. Mit dem Dortmunder Export, einer eigenen Biersorte, erlangte sie Weltruhm. Das Dortmunder Bier ist bis heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Ruhrgebietsstadt.

Die Vehmlinde
Als Startpunkt der Tour durch die Dortmunder Braugeschichte wurde der Freistuhl unter der Vehmlinde gegenüber dem Hauptbahnhof gewählt. Der Freistuhl war eine mittelalterliche Richtstätte ursprünglich vor den Toren der Stadt. Mit dem Aufkommen der Fahrräder war hier der traditionellen Treffpunkt Dortmunder Radfahrer.

Als erste Fabrik in Deutschland produzierte die Velocipedfabrik Dissel & Proll ab dem Jahr 1879 Hochräder. Schon im Jahr 1885 gründete sich ein erster Radclub, der Radfahrer-Verein Vehmlinde, die die berühmten Vehmlinde-Fahrräder fuhren.

Wenkers Kneipe oder die Krone am Alten Markt
Die „Krone am Markt“ wurde erstmalig im Jahr 1430 erwähnt. Ab 1517 war hier ein Brauhaus erwähnt, welches im Jahr 1729 durch die Eheleute Johann Wenker erworben wurde. Nachfahren gründeten die Kronenbrauerei.

Die ersten Bierproduzenten waren Bäcker. Schon Rumpelstilzchen sang im gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm

    Heute back ich, morgen brau ich,
    übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
    ach, wie gut, dass niemand weiß,
    dass ich Rumpelstilzchen heiß!

Brot und Bier gehören zusammen. Brot und Bier haben dieselben Grundzutaten - Getreide, Wasser und Hefe. Auch bei Gärprozess im Brotteig entsteht neben Kohlenstoffdioxid, welches das Brot aufgehen lässt, Ethanol. Dieser Trinkalkohol verflüchtigt sich beim Backen durch die Hitze schnell.

Im Mittelalter wurde viel Bier getrunken, da das Bier durch den bakterienfeindlichen Alkohol keimärmer war als normales Wasser.

Die Hövels Hausbrauerei
Auf dem höchsten Punkt der Dortmunder Altstadt lag der Hövelhof. Er lag noch innerhalb der Wälle und Befestigungen. Im Jahr 1854 gründete Wilhelm Freiherr von Hövel, mit seinem Verwandten Gustav Thier und Stadtrat Heinrich Sonnenschein die Brauerei und Mälzerei „von Hövel, Thier & Co“. Die Thierbrauerei wurde also nicht nach einem Tier benannt, sondern nach seinem Besitzer.

Es taucht aber ein Tier im Etikett des Thierbieres auf. Bei den damaligen Ausschachtungsarbeiten für die Brauereikeller fand man in sechs Fuß Tiefe eine Urne aus der Römerzeit  ca. 250 Jahre vor Christus. Diese Urne ist heutzutage im Museum für Früh- und Vorgeschichte in Dortmund zu sehen. Auf dieser war ein Hirsch zu sehen, welches zum Wahrzeichen des Thierbieres wurde.

Der Bergmann Kiosk
Die Bergmann Brauerei wurde 1796 von Wilhelm Dietrich Johann Bergmann im Dortmunder Stadtteil Rahm gegründet. 1966 hatte sie 109 Mitarbeiter und produzierte 96.000 Hektoliter Bier. Die Brauerei wurde 1971 von der Dortmunder Ritter Brauerei übernommen und 1972 als eigenständige Braustätte in der Rahmer Straße 262 geschlossen. An der Stelle der Braustätte ist heute ein Supermarkt, der über Fotos im Innern an den historischen Ort erinnert. Der ehemalige Braukeller, auf dem der Supermarkt steht, ist heute noch vorhanden, jedoch nicht öffentlich zugänglich. Die Markenrechte hielten die Rechtsnachfolger bis ins Jahr 2003 hinein.

Das Dortmunder U
Das Dortmunder U wurde 1926 - 1927 als Gär- und Lagerkeller der Dortmunder Union Brauerei gebaut. Architekt war Emil Moog, daher auch der Name des Platzes vor dem U. Das Firmenzeichen, das goldene U, ist jedoch viel jünger. Es wurde erst 1968 auf den Hauptturm aufgebracht. Das Gebäude stand unter Denkmalsschutz und wurde 2007 von der Stadt Dortmund erworben, um 2008 mit der Umnutzung als Kunsttempel innen komplett umgebaut zu werden. Finanziert durch Gelder aus der Kulturhauptstadt Europas - Ruhr 2010.

Seitdem gibt es auch die Installation der fliegenden Bilder von Adolf Winkelmann. Die Installation aus 1,7 Millionen Leuchtdioden ist eine Bilderuhr. Jeder Tag hat sein eigenes Motiv. Zur vollen Stunde erscheinen Brieftauben von montags bis freitags, am Wochenende sind es weiße Tauben. Bei Heimspielen von Borussia Dortmund sind schwarzgelbe Kickerfiguren zu sehen. An speziellen Tagen werden besondere Videos aufgespielt. Rund um die Uhr sind zwei Mitarbeiter im ersten Stock des U-Turms damit beschäftigt, die Videoinstallation zu überwachen und zu steuern. Die Stromkosten in Höhe von etwa 80.000 Euro jährlich werden von der Stadt übernommen.

Brauereimuseum Dortmund
Der Eintritt ins Brauereimuseum Dortmund auf dem Gelände der Dortmunder Actien-Brauerei an der Steigerstraße ist kostenlos. Das Museum gibt Eindrücke von der Biertradition der zahlreichen Dortmunder Brauereien und informiert über die Produktion und den Bierkonsum.

In der Actien-Brauerei werden heutzutage alle Dortmunder Biere und viele weitere Biere gebraut. Lediglich das Dortmunder Bergmann Bier wird eigenständig gebraut.

Kronenbrauerei und die Kronenburg
Der Ursprung der Kronenbrauerei lag in der Gaststätte „Krone am Markt“. Im Jahr 1873 wurde der Betrieb vergrößert. An der Märkische Straße  entstand eine neue Großbrauerei, sowie eine Ausschankhalle, die „Kronenburg“, der ein kleiner Park mit Schwanenteich angegliedert war.

Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurde dieses Gebäude am 12. März 1945 zerbombt.

Heute erinnert nur noch die Straßenbezeichnung „Kronenburgallee“ an das ehemalige Ausflugslokal. Dort wo der Schwanenteich war, erinnert eine Wasserfläche an das ehemalige Parkgelände. Heute befindet sich hier ein Wohnstift.

Ein neues Sudhaus entstand im Jahr 1977. Es begann eine Konzentration der Brauereien. Zunächst wurde 1987 die Stifts-Brauerei in Hörde übernommen, fünf Jahre später die Thier Brauerei. 1996 wurde die Brauerei an die Dortmunder Actien-Brauerei verkauft und ab 2000 wurde die Produktion an die Steigerstraße verlegt.

Nach einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2020 ist geplant, in das ehemalige Sudhaus das Archiv der Stadt Dortmund einziehen zu lassen.

Bergmann-Brauerei  heute
Im Jahr 2005 wurden die zuvor aufgegebenen Markenrechte an dem Namen Dortmunder Bergmann Bier vom Dortmunder Mikrobiologen Thomas Raphael für 300 Euro erworben, nachdem dieser zufällig in einer Online-Markendatenbank gesehen hatte, dass die Marke Bergmann für die ehemalige Braustätte in Dortmund-Rahm stand, jedoch nicht mehr vergeben war. Raphael reaktivierte anschließend die Marke, um die Rechte daran zu behalten.

Nachdem er auf einer Feier im Jahr 2007, bei der ein Dortmunder Journalist anwesend war, die ersten Flaschen Exportbier verteilte, erschien ein großer Artikel in einer Samstags-Ausgabe der Ruhr Nachrichten. Aufgrund der anschließend überaus positiven Resonanz vieler Dortmunder fühlte sich Raphael bestärkt, die Brautätigkeiten auszuweiten. Gebraut wurden anfangs die Sorten Export, Spezialbier, Pils und Schwarzbier in der Brauerei Bosch.

Ende 2008 wurde im Dortmunder Hafen eine eigene Braustätte bezogen, in der ab der Fertigstellung im April 2010 die Craft Bier-Spezialitäten gebraut wurden.

Seit 2017 wurde eine neue Braustätte im Gewerbegebiet Phoenix West im Dortmunder Stadtteil Hörde mit einer Kapazität von 5.000 Hektolitern in Betrieb genommen, in der alle Biersorten produziert werden.

Lindenbrauerei Unna
Die Lindenbrauerei in Unna hieß ursprünglich Brauerei „Rasche und Beckmann“. Die Lindenbrauerei wurde ab 1859 von Wilhelm Rasche jun., Wilhelm Ulmcke und Wilhelm Beckmann in mehreren Bauabschnitten erbaut. Ab 1880 trug sie den Namen „Linden-Brauerei“.

1971 fusioniert sie mit der Hansa-Brauerei, die die Mehrheit der Geschäftsanteile der Lindenbrauerei besitzt mit der DAB (Oetker-Gruppe) und es beginnt die Stilllegung auf Raten.

Es wird ab 1972 nur noch Flaschenbier produziert, u. a. Felskrone, SPAR-Bier, Westfalen-Schloss. Das Linden-Pils wurde nun in Dortmund an der Steigerstraße gebraut. Am 12. September 1979 verlässt der letzte Biertransport „Marke Felskrone“ die Stadt und die Braustätte wird geschlossen.

Das ehemalige Sudhaus, das Kesselhaus und das Schalandergebäude sowie der Schornstein stehen unter Denkmalschutz und beherbergen ein soziokulturelles Zentrum.

Seit September 2002 wird an der Lindenbrauerei wieder LindenBier gebraut. Das LindenBier ist ein naturtrübes Bier, das exklusiv im Schalander der Lindenbrauerei ausgeschenkt wird.

Downloads

Bierstadt Dortmund

Copyright: Sammlung Wülfing

2500x1622 px, (JPG, 802 KB)

Tourverlauf Bierrunde

Copyright: ADFC Unna/Openstreetmap

2500x1328 px, (JPG, 331 KB)

Krone am Markt (Wenkers Kneipe)

Copyright: Werner Wülfing

2500x1875 px, (JPG, 648 KB)

Dortmunder U

Copyright: Udo Breda

2500x1875 px, (JPG, 773 KB)

Die ehemalige Kronenburg in Dortmund

Copyright: Sammlung Wülfing

2500x1680 px, (JPG, 443 KB)

Bergmann Brauerei

Copyright: ADFC Unna

2500x1875 px, (JPG, 575 KB)

Darauf ein Bergmann Bier

Copyright: Werner Wülfing

2500x1875 px, (JPG, 320 KB)

In der Lindenbrauerei Unna

Copyright: Werner Wülfing

2500x1875 px, (JPG, 344 KB)

alle Themen anzeigen

Verwandte Themen

Spielplatzfahrradtour

Eine Radtour für die ganze Familie, angelegt als Rundkurs für einen Tagesausflug oder abschnittsweise für kleinere…

Kunstwerke mit dem Fahrrad erradeln - Die Corona-Runde

Von unserem Tourenleiter Werner Wülfing

• Start: Beliebig

• Länge: 52 km

• Topograpfie: flach

Durch Dortmunds dunkle Zeiten

Ein Tourenvorschlag von Werner Wülfing

• Start: Rathausplatz Unna

• Länge: 60 km

• Schwierigkeit: leicht

Zur Tante Amanda

Lieblingstour von unserem Tourenleiter Wilfried Prenger

• Start: Rathausplatz Unna

• Länge: 75 km

• Schwierigkeit:…

Vielfältig und spannend: Das Fahrradjahr 2024 in Unna

Im Jahr 2024 bieten die Aktiven des ADFC Unna tolle Tagestouren, Mehrtagestouren, Fahrradberatungen und Codiertermine…

Bicycle Upcycling

Alten Laufrädern ein neues Leben einflechten

Sagenhafte A-Wege: Rundtouren im Kreis Unna

Kostenlose Tourenkarten im Schuber zu Sehenswürdigkeiten und Sagen im Kreis Unna

Machtergreifung in Unna

ADFC Tipp: Spurensuche der NS-Gewaltherrschaft in Unna

An neun Stationen auf der 23 Kilometer langen Radrunde bringen sie Licht in die dunkle Zeit der NS-Gewaltherrschaft…

1200 Ziele für Entdecker

Ruhr Kompakt, Der Ruhrgebiet-Erlebnisführer bietet dem radfahrenden Ruhrgebietler eine Fülle von Anregungen für seine…

https://unna.adfc.de/artikel/eine-runde-um-dortmund-die-bierstadt-im-ruhrgebiet

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

    weiterlesen

  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

    weiterlesen

  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

    weiterlesen

Bleiben Sie in Kontakt