Marktszene mit Fußgängern und geparkten Fahrrädern

Das Fahrrad ist das ideale Verkehrsmittel in der Stadt - zum Beispiel für den Einkauf. © ADFC / Westrich

Vorbild Mailand: Neue Verkehrskonzepte zur Wiederbelebung der Städte nach Corona

Die von der Corona-Pandemie besonders hart getroffene Stadt Mailand hat ein ehrgeiziges Verkehrskonzept zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach dem Lockdown beschlossen.

Ziel ist, das Umfeld der Geschäfte deutlich attraktiver zu machen und Platz zum Flanieren und Radfahren zu schaffen. Der Fahrradclub ADFC fordert deutsche Städte auf, sich schon jetzt auf die Zeit nach den Kontaktbeschränkungen vorzubereiten und dafür zu sorgen, dass die wirtschaftliche Erholung nicht vom überbordenden Autoverkehr abgewürgt wird.

ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt: „Mailand handelt sehr vorausschauend, wenn es die Wiederbelebung der Wirtschaft mit einem neuen Verkehrskonzept einleitet. Denn es ist bekannt, dass Restaurants, Bars und Geschäfte des Einzelhandels durch höhere Umsätze davon profitieren, wenn ihr Umfeld attraktiv für Menschen zu Fuß oder auf dem Rad ist. Nicht umsonst hat New York angekündigt, sich von Mailand beraten zu lassen. Deutsche Städte tun gut daran, sich jetzt auch auf die Zeit vorzubereiten, wenn die Menschen wieder in die Geschäfte, Büros und Schulen strömen!“

Distanzregeln im ÖPNV werden bleiben – Autokollaps droht

Der ADFC befürchtet, dass der Autoverkehr in deutschen Städten nach dem Lockdown sogar über das Ausgangsniveau vor der Corona-Pandemie anschwellen könnte, wenn die Homeoffice-Phase endet und der ÖPNV wegen fortgeführter Distanzregeln noch lange nicht mit voller Auslastung fahren kann. Stork: „Noch mehr Autoverkehr würde den Knockout für die Städte bedeuten. Das gilt es zu verhindern, indem Rad und Fuß kraftvoll gefördert werden. Die rechtlichen Möglichkeiten dafür sind da.“    

Mailand: 35 km Radspuren und breitere Fußwege

Der am Dienstag angekündigte Strade Aperte-Plan von Mailand umfasst die Einrichtung von 35 Kilometern temporärer Radspuren („Popup-Bikelanes“) auf ehemaligen Autospuren, neue und verbreiterte Fußwege, Tempo 30 auf Innenstadtstraßen sowie Vorrangstraßen für Radfahrer und Fußgänger. Der Verkehrsbürgermeister von Mailand, Marco Granelli, begründet den Maßnahmenplan damit, dass überdimensionierter Autoverkehr die kommerziellen Aktivitäten in der Stadt behindere.

ADFC fordert Popup-Bikelanes, Fahrradstraßen und modale Filter

Städte mit viel und zu schnellem Autoverkehr sind unattraktiv – für Konsumenten und für den Radverkehr. Der ADFC fordert deshalb für mindestens 12 Monate Popup-Bikelanes nach Berliner Vorbild an Hauptachsen und die Einrichtung von Fahrradstraßen im Nebennetz. Stork: „London macht gerade sehr gute Erfahrungen mit der Errichtung von ‚modalen Filtern‘ – das sind Blumenkübel oder andere Barrieren, die den Durchgangsverkehr aus Wohngebieten heraushalten und so ein gutes Umfeld zum Radfahren und Zufußgehen schaffen. Das sollten wir in Deutschland auch probieren.“ Auch zusätzliche Fahrradabstellplätze werden dringend benötigt.

Attraktives Geschäftsumfeld und Aufenthaltsqualität schaffen

Stork: Der Handelsverband Deutschland fordert, dass das Umfeld der Geschäfte attraktiv sein und zum Aufenthalt einladen muss. Es gibt jetzt die Chance, Menschen nachhaltig dafür zu begeistern, das Auto stehen zu lassen und häufiger das Rad oder die eigenen Füße zu nutzen. Wenn das gelingt, kann man die Ausprobier-Infrastruktur dauerhaft machen – eine Riesenchance für lebenswerte und prosperierende Städte.“     

          

Hinweis für Redaktionen: Einen guten Bericht zum Strade-Aperte-Plan von Mailand finden Sie im Guardian.Die positive Wirkung von Radwegen auf Wirtschaft und Einzelhandel hat die Studie WirtschaftsRad der AGFK Bayern nachgewiesen. Eine aktuelle Studie zum geänderten Mobilitätsverhalten während der Corona-Pandemie hat kürzlich Infas herausgegeben.Diese Pressemitteilung sowie Symbolfotos zum Radverkehr finden Sie in unserem Pressebereich.

 

Über den ADFC

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit mehr als 190.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs.

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ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork

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https://unna.adfc.de/pressemitteilung/vorbild-mailand-neue-verkehrskonzepte-zur-wiederbelebung-der-staedte-nach-corona

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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