Unfallstatistik 2022 zeigt auf: Radfahrende werden besonders häufig gefährdet

ADFC Unna fordert Maßnahmen zur drastischen Senkung von Unfällen

Am 01.03.2023 wurde durch Landrat Mario Löhr sowie dem stellvertretenden Leiter der Direktion Verkehr der Kreispolizei Thomas Röwekamp die Unfallstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt. Die Statistik offenbart für Radfahrende keine guten Nachrichten: Es gab insgesamt deutlich mehr Verkehrsunfälle, vor allem solche mit Beteiligung von Radfahrenden. Erklären lässt sich dies insbesondere durch die steigende Anzahl von Menschen, die sich ein Rad kaufen und nutzen. Aus der Statistik geht hervor, dass Radfahrende strukturell und nur bedingt abhängig vom Alter verunfallen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 2022 knapp 85 % mehr Kinder verletzt als im Vorjahr, doch das Gros der verungluckten Fahrrad- und Pedelecfahrenden sind Erwachsene zwischen 18 – 65 Jahren. Es gibt außerdem mehr Verkehrsunfallfluchten und 4 Menschen mussten im Straßenverkehr ihr Leben lassen.

Carsten Hellmann, Teil des Sprecher:innenteams des ADFC Unna betont daher den dringenden Handlungsbedarf: „Viele Menschen tragen mit dem Umstieg aufs Rad dazu bei, die Verkehrswende umzusetzen. Obwohl Sie damit einen wertvollen Beitrag leisten, sind sie durch die Nutzung des Rads besonders gefährdet. Wir fordern daher durchgängige, qualitativ hochwertige und sichere Radwege, um Unfallgefahren zu vermindern. Dazu gehören z.B. Geschwindigkeitsangleichungen für den motorisierten Verkehr, die Einrichtung von echten Fahrradstraßen und die Schaffung neuer Radwege im gesamten Stadtgebiet.“ Wenn erfreulicherweise mehr Menschen das Rad auch im Alltag nutzen, muss auch die Infrastruktur mitwachsen, sagt der ADFC-Sprecher: „Hier besteht ein großer Handlungsbedarf.“

Neben bereits bestehenden Pedelec Fahrsicherheitstrainings für Senior:innen und Kontrollen zur Fahrtauglichkeit, ging aus dem Vortrag nicht eindeutig hervor, wie die Polizei den steigenden Unfallzahlen entgegenwirken möchte. Da der Anteil an Radfahrenden sich in den nächsten Jahren weiter erhöhen wird, müssen mehr Maßnahmen ergriffen werden, um Unfällen vorzubeugen.

Um entsprechende Maßnahmen zu entwickeln, wäre eine detailliertere Auswertung der Daten hilfreich. Die Statistik führt bisweilen nur das Alter der Verunfallten auf, sagt jedoch nichts darüber aus, wie alt die Unfallverursacher:innen sind. Erst kürzlich kam es zu einem folgenschweren Unfall, indem ein KFZ-Fahrer einen Fußgänger und einen Radfahrer rammte. In der Verkehrsunfallstatistik wird im Vorwort darauf hingewiesen, „[...] dass mehr als die Hälfte der Verunfallten auch als Verursacher der Unfälle beteiligt waren.“ Doch was ist mit der anderen Hälfte? Eine differenziertere Statistik, die eine solche Aussage genauer erläutert, ist dem Bericht nicht zu entnehmen.

Unterm Strich bleibt für den ADFC eine eher nüchterne Bilanz zur Unfallstatistik: Die Unfallzahlen gehen weiter in die Höhe. Der neu veröffentlichte Modal Split hat aufgezeigt, dass Radfahren nicht mehr nur Freizeitbedeutung hat, sondern für viele Menschen das Hauptfortbewegungsmittel darstellt. Es gilt nun, dieses geänderte Nutzungsverhalten auf der Straße durch bessere Infrastruktur und eine höhere, angepasste Kontrolldichte - sowohl für Auto- als auch Fahrradfahrende - zu verbessern. Werner Wülfing war für den ADFC bei der Präsentation der Unfallstatistik dabei und macht deutlich was dem Fahrradclub wichtig ist: „Wir brauchen mehr schnelle, abgesetzte Radwege. Die so genannten „Schutzstreifen“ würden häufig von Autofahrer:innen missachtet und mehr Radler:innen auf kombinierten Geh- und Radwegen führten dort zu Konflikten zwischen den schwächeren Verkehrsteilnehmer:innen. In vielen Städten wird außerdem mittlerweile intensiv kontrolliert, ob Mindestabstände bei Überholvorgängen eingehalten werden. Ein Hauptaugenmerk sollte zudem auf der Schulwegsicherung und einem schulischen Mobilitätsmanagement liegen.“

Vision Zero, das heißt keine Unfälle, ist ein erklärtes Ziel sowohl in der Kreisstadt als auch auf Landes- und Bundesebene. Es wird Zeit, dass die Maßnahmen diesem Ziel gerecht werden. Der ADFC leistet bereits nach Kräften seinen Beitrag, in dem er auf Gefahrenstellen hinweist und Lösungsvorschläge unterbreitet, Radfahrschule nicht nur für Kinder und Erstaufsteiger:innen sondern gerade auch für Pedelec-Fahrer:innen anbietet. Doch für sichere Geh- und Radwege und das Einhalten der Straßenverkehrsordnung müssen der Kreis und die Kommunen sorgen.


https://unna.adfc.de/neuigkeit/unfallstatistik-2022-zeigt-auf-radfahrende-werden-besonders-haeufig-gefaehrdet

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